Das mit dem 1. April habe ich erst beim zweiten Mal anschauen des Films kapiert. An dieser Stelle sei beachtet, dass ich mich nicht erinnern kann, wann ich zuletzt zweimal einen Film im Kino gesehen habe. Aber dieser Streifen ist eine Wucht. Er tut genauso weh, wie er auch gut tut.

Man kann sagen, dass lange Strecken des Films von Martin McDonagh auf unkonventionelle Weise gut unterhalten. Es sind weniger echte Gags, die einen zum Schmunzeln bringen, als eher die fast schon alberne Einfältigkeit und kindliche Naivität des Protagonisten, wäre sie nicht jäh unterbrochen durch unvorstellbare, dramatische Ereignisse.

Have we been rowing? I don’t think we’ve been rowing!

“Have we been rowing? I don’t think we’ve been rowing!”, immer wenn Pádraic versucht, zu verstehen, was Sache ist, ist es für ihn an und für sich ganz einfach. Oder sollte es zumindest sein. Er versteht nicht, dass sein alter Freund Colm nicht mehr tagein, tagaus, mit ihm abhängen will. Es sei ihm zu langweilig, ER sei ihm zu langweilig, versucht dieser sich auf Drängen hin zu rechtfertigen. Man ist an die Launenhaftigkeit von Kindern erinnert. Bockig, stur und scheinbar leichtfertig kündigt der Eine dem Anderen plötzlich die Freundschaft.

Doch Pádraic lässt nicht ab und sieht absolut nicht ein, warum die stupide Regelmäßigkeit seines Lebens, nämlich um Punkt 14 Uhr mit seinem alten Kumpel im Pub zu sitzen und sinnlose Gespräche zu führen, plötzlich ein Ende nehmen sollte.

Wenige andere Dorfbewohner tragen – meist ungewollt – dazu bei, dass die beiden sich weiter entzweien. Auch die Vermittlungsversuche von Pádraics Schwester schlagen fehl. Als diese die Insel verlässt und der geliebte Zwergesel Jenny stirbt, geht der sonst überaus verträgliche Pádraic zum Gegenschlag über. Am Ende steht ein abgefackeltes Haus, ein Mordanschlag und ein geretter Hund. Die stoischen Tiere und Aufnahmen der wunderschönen irische Insellandschaft sind, nebenbei bemerkt, die eigentlichen Hauptdarsteller in diesem wunderbaren Film.

Als Zuschauer ist man gebannt und sehnsüchtig erinnert, an die Einfachheit, die doch Anfang des 20. Jahrhunderts auf der Insel herrschte, wo man im Einklang mit der Natur und den natürlichen Gegebenheiten so vollkommen ohne Stress und mediale Reizüberflutung in der Idylle lebte. Im Pub wird auch noch gefiddelt! Als Zuschauer kann man gar nicht glauben, wie der scheinbare Friede so nachhaltig gestört werden kann.

We didn’t start the fire!

„We didn’t start the fire!“ An diesen Satz muss ich immer denken, nicht nur, wenn im Hintergrund – auf dem irischen Festland – der Bürgerkrieg tobt und keiner mehr so recht weiß, wer hier eigentlich wen jagt und zerstört. Und wer angefangen hat oder warum. Irgendwann versteht man weder Ursache noch Zusammenhänge. Doch Krieg und Streits nehmen, und das muss hier die Moral sein, trotz banalster anfänglicher kleiner Unstimmigkeiten, oft einen nimmerendenden, fatalen Lauf, der in keinem Verhältnis zu den Anfängen steht. Grund sind Verletzlichkeiten, das Unvermögen, die Dinge ruhen zu lassen, der Wunsch, gehört und respektiert zu werden und nicht zuletzt: Vergeltungssucht.